Die Familie Unger stammt ursprünglich aus Schlaggenwald in Böhmen, dem heutigen Horní Slavkov. Die ältesten Quellen führen uns ungefähr auf das Jahr 1590 zurück. Das besondere beim Ursprung der Familie Unger ist, dass es eigentlich eine Stammmutter gibt, die vielleicht sogar dem alten Landadel derer von Multz angehörte, welche in der Nähe von Schlaggenwald Besitzungen hatten.
Die ältesten auffindbaren Ahnen der Familie Unger, Nikolaus Ungar und Sebastian Unger hießen ursprünglich Ungar, was darauf hindeuten könnte, sie kamen ursprünglich aus Ungarn. Eine andere Theorie ist, dass sie einfach aus dem Ausland kamen, denn im 16. Jahrhundert und später nannte man Ausländer in Böhmen auch gerne Ungar bzw. Unger, was wahrscheinlich daran lag, das die Mehrzahl der damals so dringend benötigten Gastarbeiter Böhmens aus Ungarn stammten. Die Familie Ungar änderte ihren Familiennamen schon in der ersten Generation von Ungar zu Unger. Damit schufen sie einen Familiennamen, der in der Familie bis in die heutige Zeit überlebt hat.
Nikolaus Ungar und Sebastian Unger wurden nacheinander von Regina Multz geheiratet, welche deshalb eine wichtige Stammmutter im Stammbaum der Ungers wurde. Sie hatte 1611 ein Kind mit Sebastian Unger und danach von 1613 bis 1623, 6 Kinder mit Nikolaus Ungar. Da damals eine Scheidung recht außergewöhnlich war und in einer katholischen Familie wahrscheinlich nur durch den Papst persönlich vorgenommen werden konnte, können wir fast davon ausgehen, dass Sebastian Unger vor der Geburt des ersten Kindes seiner Frau mit seinem Bruder 1613, frühzeitig verstarb. Wir wissen nicht, ob er seinen Sohn, der auch Sebastian genannt wurde, noch gekannt hat. Leider gibt es keine genauen Geburts-, Heirats- oder Sterbeurkunden zu den Familienspitzen. Sie werden nur bei der Geburt ihrer insgesamt 7 Kinder erwähnt.
Die junge Familie Unger lebte in Schlaggenwald in Böhmen, dem heutigen Horní Slavkov im nördlichen Teil von Tschechien. Heute ist diese Stadt recht unbedeutend. Zu der damaligen Zeit ab 1547 war Schlaggenwald eine kaiserliche Freie Bergstadt, was durch Steuererleichterungen und Arbeitskräftemangel viele neue Familien anzog. Wir wissen nicht, ob sie die erste Generation der Ungers in Schlaggenwald waren oder ob sie in dieser Generation hinzugezogen waren. Da die beiden Brüder und Ehemänner der Regina Multz ihre Kinder in Schlaggenwald bekamen, kann man vielleicht davon ausgehend, dass sie mindestens schon die zweite Generation der Familie Unger in Schlaggenwald waren.
In Schlaggenwald gab es schon seit dem 12. Jahrhundert Erzbergbau und Handel. Anfang des 14. Jahrhunderts begann man mit dem Abbau von Zinn, was z.B. später auch als Geschirr verwendet wurde. Ich selbst habe in den 1970er und 1980er Jahren noch viele Zinnteller im Hause meiner Großeltern gesehen. 1792 wurde in Böhmen die erste Porzellanmanufaktur gegründet. Porzellan ersetzte also später das Essgeschirr aus Zinn.
Die Familie Unger lebte nach dem bisherigen Wissensstand fast 300 Jahre von ca. 1590 – 1870 über 10 Generationen in Schlaggenwald. Sie waren über 200 Jahre lang Bürger und Bergleute (1643 – 1860), danach Porzellanfabrikanten (1827 – 1929), Seilermeister (1850 – 1897) und Ingenieure (1930 – 1990). Damit prägte oder folgte die Familie Unger in ihrer beruflichen Ausrichtung die/der industriellen Geschichte Schlaggenwalds. Die erste auffindbare Adresse in Schlaggenwald ist von 1772, die Hausnummer 43. Später wohnten die Familie Unger und deren Nachkommen in den Häusern 26, 24, 118, 216, 319, 473, 231, 55, und 242. Schließlich zog ein Teil der Familie nach Bodenbach-Tetschen (Podmokly-Decin) unweit von Teplitz-Schönau in Böhmen, dem heutigen Teplice in Tschechien und wohnten im Haus Nr. 28.
Schon vor dem zweiten Weltkrieg verließ die Familie Unger Böhmen und verteilte sich in der Welt. Bekannt sind uns Nachkommen in mehreren Teilen Deutschlands, der deutschen und französichen Schweiz, Tschechien, Spanien, Dominikanischen Republik und Dänemark.
Ob die deutschen Firmen Möbel-Unger, Auto-Unger, die berühmten Adolf Unger (Österreichischer Dichter 1904 – 1942), August Unger (Deutscher Maler und Glasgestalter 1869-1945), Carl Unger (Bildhauer 1746 – 1826), Cornelius Unger (Deutscher Zinngießer), Ernst von Unger (Deutscher General der Kavallerie 1831 – 1921), Friedrich von Unger (Deutscher Generalmajor 1885 – 1972), Carl Richard Unger (Norwegischer Philologe und Herausgeber 1817 – 1897), Roberto Mangabeira Unger (brasilianischer Sozialtheoretiker 1947*) und Walther Unger (Dirigent und Organist 1876 – 1929) ursprünglich von der Familie Unger in Schlaggenwald (mit über 200 Personen im Stammbaum) abstammen wissen wir nicht, aber es gibt noch viele Quellen, die noch nicht erfasst wurden.
Quellen:
- Rudolf Weber: Postkarte Schlaggenwald, http://www.weber-rudolf.de/schlaggenwald.htm Stand: 04.03.2019
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